Windpocken auf dem Vormarsch – Impfung kann Ausbruch vermeiden!
Ziel der durchgängigen Impfraten noch nicht erreicht
Seit 2004 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Impfung im Kleinkindalter. Ziel hierbei ist es, die Anzahl der Personen, die mit Komplikationen im Krankenhaus behandelt werden müssen, zu reduzieren sowie z. B. Schwangere und ältere Menschen zu schützen. Vor der allgemeinen Impfempfehlung lag die Zahl der jährlich gemeldeten Fälle bei 750.000 – dies entsprach einem Prozent der deutschen Bevölkerung und damit in etwa der Geburtenrate. Durch die Impfungen von Kleinkindern konnte diese Rate um
84 Prozent reduziert werden. Die Anzahl derjenigen, die mit Komplikationen als Folge einer Windpockeninfektion im Krankenhaus behandelt werden mussten, wurde ebenfalls um 93 Prozent verringert. Dennoch ist das Ziel einer durchgängig hohen Impfrate nicht erreicht: etwa ein Viertel der Kinder, die seit 2004 geboren wurden, sind ungeimpft.
Windpocken sind hochansteckend
Windpocken werden durch Varizella-Zoster-Viren vor allem durch „Tröpfcheninfektion“ übertragen: Beim Atmen, Husten, Niesen gelangen sie von Mensch zu Mensch. Sie können dabei mehrere Meter durch den „Wind“ zurückzulegen – wie der Name sagt. Es reicht bereits aus, sich mit einer infizierten Person im selben Raum aufzuhalten. Eine weitere Ansteckungsmöglichkeit ist die „Schmierinfektion“ durch den virushaltigen Bläscheninhalt oder die Krusten. Die Viren können tagelang auch außerhalb des Körpers ansteckend bleiben. Wer die Krankheit hat, ist ein bis zwei Tage vor Ausbruch des Hautausschlags und bis zu sieben Tage nach Abklingen der Symptome infektiös.
Symptome sind Fieber und juckende Bläschen
Nach Ansteckung dauert es in der Regel etwa zwei Wochen, bis die ersten Symptome auftreten. Die Erkrankung beginnt mit Fieber und einem juckenden Hautauschlag, der aus Papeln, Bläschen und Schorf besteht und verschiedene Entwicklungsstadien annimmt. Die Bläschen treten zunächst im Gesicht und am Rumpf auf und können dann schnell auf andere Körperregionen übergehen. Auch die Schleimhäute und die behaarte Kopfhaut können betroffen sein. Das Fieber und der Ausschlag halten etwa drei bis fünf Tage an.
Hauptsächlich verbreitet unter Kindergarten- und Schulkindern
Windpocken gelten als typische Kinderkrankheit, da sie vermehrt im Kindesalter auftreten. Sie sind weltweit verbreitet und in Deutschland unter den Infektionskrankheiten im Kindesalter, die prinzipiell durch Impfung vermeidbar sind, am stärksten vertreten. Um Ansteckungen zu vermeiden, sollte vor der Entscheidung, das Kind wieder in Schule oder Kita gehen zu lassen, der Hausarzt hinzugezogen werden.
Erhöhte Komplikationsgefahr bei Erwachsenen, insbesondere Schwangeren
Neben Kindern sind auch Jugendliche und Erwachsene von einer möglichen Ansteckung betroffen. Bei 20 Prozent aller Erwachsenen können die Windpocken zu einer schwerwiegenden Komplikation, der Varizellen-Pneumonie, führen. Bei Neugeborenen unter 14 Tagen besteht eine Letalitätsrate von 30 Prozent. Bei Föten, die sich über die Mutter infizieren, kann die Krankheit zu Fehlbildungen führen. Durch eine 90-prozentige Ansteckungsrate nach Virus-Kontakt wird deutlich, wie wichtig ein Herdenschutz durch
Impfung der Hauptüberträger (Kleinkinder) für den Schutz anderer gefährdeter Menschen ist.
Windpockeninfektion mit Folgen: Mögliche Wiederkehr als Gürtelrose
Oft zieht auch eine überstandene Windpockeninfektion unerwünschte Folgen nach sich. Das Varizella-Zoster-Virus verbleibt im Körper und nistet sich in den Nervenzellen ein. Bei einem geschwächten Immunsystem oder unter Stress können diese Viren wieder aktiv werden und eine oft sehr schmerzhafte Gürtelrose (Herpes Zoster) verursachen. Die STIKO geht davon aus, dass etwa 20 Prozent der Bevölkerung einmal im Leben an Herpes Zoster erkranken.
Schutzmöglichkeiten vor Windpocken: Impfung im Kleinkindalter empfohlen
Den einzigen Schutz vor einer Infektion mit Windpocken bietet die Impfung, die für alle Kinder und Jugendliche empfohlen wird. Die Windpocken-Impfung kann mit einem Einzel-Impfstoff oder als Kombinationsimpfung zusammen mit Masern, Mumps und Röteln erfolgen. Die erste Impfdosis des Lebendimpfstoffes wird in der Regel zwischen dem vollendeten 11. und 14. Lebensmonat verabreicht, also um den ersten Geburtstag. Die zweite Impfdosis im Alter von 15 bis 23 Monaten nicht zu vergessen ist besonders wichtig, denn nachdem zunächst nur eine Impfdosis gegen Windpocken von der STIKO empfohlen wurde, kam es vermehrt zu Durchbruchserkrankungen. 2009 erfolgte dann die Empfehlung einer zweiten Impfdosis nach dem Vorbild der USA. Wie eine aktuelle Studie zeigt, können durch die zweite Impfung die meisten Erkrankungsfälle und fast alle schweren Verläufe vermieden werden. Nach der ersten Impfung beträgt die Schutzrate gegen Windpocken etwa 80 Prozent. Die zweite Impfdosis erhöht die Immunität dann auf fast 100 Prozent. Das Kind entwickelt also vergleichbar viele Antikörper wie nach einer natürlichen Infektion.
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